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Die ängstliche Katze

Nicht jede Katze, die ängstlich ist, ist traumatisiert. Wie beim Menschen, gibt es Katzen, die eher wie ein Draufgänger daherkommen, und nichts zu fürchten scheinen (außer den Staubsauger 😉). Und es gibt jene, die einfach ängstlicher sind und viel vorsichtiger dabei sind, Freundschaften zu knüpfen, Vertrauen zu Menschen aufzubauen oder ihre Umgebung zu erkunden.

Und es gibt dann die Katzen, die durch schlechte Erfahrungen ängstlich sind, oder auch traumatisiert wurden. Je nach Veranlagung kann sich die Angst stark oder weniger stark bemerkbar machen. Und um diese geht es hier.

Oft ist es so, dass Katzen übernommen werden, die ängstlich sind und die neuen Besitzer vor einer Herausforderung stehen. Und dann stellt sich die Frage: wie gehe ich damit um?

Es gibt dazu einige Grundregeln:

• Die Katze separieren. Aber: Die Katze sollte in einem Raum separiert werden, der hell ist, ein Fenster hat, aus dem sie herausschauen kann. Mindestens ein hoher Kratzbaum sollte vorhanden sein, Liegeflächen an der Wand, von wo aus sie von oben den Raum überschauen kann. Es sollte ein Katzenklo darin stehen, Futter und Wasser natürlich auch.

• Verzichtet bitte auf Lärm. Bitte keine Arbeiten mit der Bohrmaschine, auch aufs Staubsaugen solltet ihr zunächst verzichten. Ein Besen oder ein Schrubber tut es vorübergehend auch.

• Lasst die Katze in Ruhe. Schaut nicht ständig nach ihr. Aber: geht ruhig in das Zimmer, in dem sie sich aufhält, und lest ihr leise etwas vor. Oder legt euch aufs Bett, Sofa oder auch auf dem Fußboden und verhaltet euch völlig ruhig. Sollte die Katze aus ihrem Versteck kommen, vermeidet es, sie anzustarren. Starren empfinden Katzen als bedrohlich. Wenn ihr sie anschaut, schließt langsam die Augen und öffnet sie wieder. Günstigstenfalls antwortet sie euch auf gleiche Weise. Wenn nicht, fahrt fort, so zu handeln.
Solange sie Futter aufnimmt und das Katzenklo aufsucht, gibt es keinen Anlass zur Sorge. Sie braucht nur Zeit.

Diese Phase sollte etwas dauern. Wenn soziale Katzen vorhanden sind, und die Katze selbst ausreichend sozialisiert wurde, könnte man nach einiger Zeit über eine Gittertür nachdenken. Gut sozialisierte Katzen haben den Vorteil, dass die Katze beobachten kann, wie die Katzen mit dir umgehen und wie du mit den Katzen umgehst. Das kann helfen, Vertrauen aufzubauen. Ich kann hier aus eigener Erfahrung sprechen. Vor einigen Jahren habe ich mir eine ängstliche Katze ins Haus geholt, die tatsächlich durch meine Katzen lernte und sich dann selbst nach und nach in die Familie integrierte.

• Ängstliche Katzen, die mit anderen Katzen schlechte Erfahrungen gemacht haben, sollten zunächst vielleicht besser allein bleiben. Und erst dann, wenn sie wieder Vertrauen gefasst und aufgebaut hat, kann man überlegen, ob eine gut sozialisierte und ruhige Katze ein geeigneter Partner wäre. Diesen Schritt würde ich aber nur mit der Unterstützung eines guten Tierschutzvereins gehen. Denn es kann auch schiefgehen, darüber muss man sich im Klaren sein.

• Was aber, wenn die Katze faucht und knurrt, wenn man den Raum betritt, oder in ihre Nähe kommt? Viele Menschen halten es für Aggression. In Wahrheit hat die Katze Angst. Ihr Fauchen und Knurren bedeutet nichts anderes, als »geh weg und lass mich in Ruhe«! Dahinter kann sich wirklich nur Angst verbergen, aber es kann auch sein, dass die Katze Schmerzen hat und dringend zu einem Tierarzt gebracht werden sollte. Es kommt dabei auf den Hintergrund an, nämlich wo die Katze herkommt. Kommt sie aus schlechter Haltung, einem animal hoarding Haushalt, oder ähnlichem, sollte der Weg möglichst schnell zum Tierarzt führen. Kommt das Tier aus geordneten Verhältnissen, Privathaushalt und Mobbingsituation durch andere Katzen, oder einem Tierschutzverein, sollte der Gesundheitszustand möglichst noch durch die vermittelnde Partei in Erfahrung gebracht werden.

• Wenn die Katze dann auch noch nicht richtig oder nur wenig frisst, sollte sie schnell zum Arzt gebracht werden. Ich verstehe, dass es eine beunruhigende Situation ist. Die Katze könnte einem richtig weh tun, wenn man sie aufnehmen und in eine Box unterbringen muss. Aber es sollte gemacht werden. Der Tierarzt wird das Tier dann wohl zunächst sedieren, um es untersuchen zu können.

Diese Fälle kommen aber glücklicherweise nicht oft vor. Oft brauchen die Katzen nur Zeit und Menschen, die damit umgehen können, dass die Katze vielleicht nie eine Kuschelkatze werden wird.

Merke: wichtig sind Geduld, ein geeigneter, lichtdurchfluteter Raum, der nicht unbedingt dringend gebraucht wird. Und habt bitte keine Erwartungshaltung an das Tier.

Meine Katze Leonie, die 2019 im August zu uns kam und vier Wochen unter dem Bett lebte, solange ich wach oder Zuhause war. Nachts erkundete sie ihr neues Zuhause und spielte mit den anderen Katzen. Erst im Dezember 2019 gesellte sie sich langsam zu uns. Geduld und noch einmal Geduld haben aus dieser Katze eine sehr anhängliche Katze gemacht.

Über Angelika

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