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Tierschutz und Zucht

Mein Blickwinkel

Tierschützern wird oft vorgeworfen, gegen Zucht zu sein. Es stimmt, viele haben etwas dagegen. Viele verstehen aber auch nicht, was dahintersteckt. Viele verstehen nicht, dass volle Tierheime nichts mit Zucht zu tun haben. Und warum sich beides nicht feindlich und diametral gegenüberstehen muss, will ich hier aus meiner bescheidenen Sicht erklären.

➡️Die Zucht und die Betonung auf Reinrassigkeit ist eine rein menschliche Erfindung. Die Natur kennt keine Reinrassigkeit. Der Natur ist Reinrassigkeit herzlich egal, denn sie steht einer evolutionären Entwicklung entgegen. Denn Zucht, die zumeist äußerliche Merkmale zu einem Phänotyp abbilden sollen, bedeutet immer, mit einem eingeschränkten Genpool zu arbeiten. Das ist etwas, was mit Evolution nichts zu tun hat.

➡️ Mutationen und sogar Inzucht kommen in der Natur vor, haben aber selten eine Zukunft. Ohne menschliches Dazutun gäbe es nicht eine der Qual- oder Defektzuchten.

➡️Die so genannten rassentypischen Erkrankungen der unterschiedlichen Katzenrassen haben ihren Ursprung in der Zuchtarbeit mit einem verengten Genpool. Sie konnten sich in der jeweiligen Rasse manifestieren. Und deshalb ist es auch keine gute Idee, bereits verfestigte Rassen miteinander zu verpaaren, weil die Veranlagung für genetisch bedingte Erkrankungen dann an die Nachkommen weitergegeben werden. Damit würden die Mixe nicht gesünder, sondern tickende Zeitbomben.

➡️Ich verstehe mich als Tierschützer und Maine Coon-, sowie Katzenliebhaber. Ich sehe zwar die Katze als Ganzes, aber ich bin auch für Zucht. Solange sie mit Verantwortung, gesundem Menschenverstand und Sachkenntnis durchgeführt wird. Und das bedingt auch die Zucht in einem Verein und mit Papieren. Denn nur Stammbäume geben die Auskünfte, die ein Züchter für eine verantwortungsvolle Zucht benötigt. Ganz vorn stehen der Inzuchtkoeffizient, die Gesundheit und der natürlich der Typ. Viele der Züchter, die den traditionellen Maine Coon Typ lieben, meiden extreme Linien.

➡️Der Wert dieser Katzen bezieht sich nicht auf das besondere Aussehen, sondern auf die Zuchtarbeit dahinter. Nicht, wie viele Sofas man verbraucht oder wie viele Kratzbäume man ersetzen muss, sondern die Arbeit dahinter und die Sorgfalt, mit der die Tiere gehalten und aufgezogen werden und selbstverständlich auch die Aufklärungsarbeit, die ein Züchter leisten sollte. Denn mit dem Verkauf der Tiere an neue Besitzer geht natürlich auch die Aufklärungsarbeit einher, zumindest sollte das so sein. Und das kann durchaus schwierig sein, vor allem dann, wenn man an jemanden gerät, der ein Einzelkitten haben möchte. Und den allerwichtigsten Grund, der gegen Einzelhaltung spricht, erläutere ich im kommenden Absatz.

➡️Egal um welche Rasse es sich handelt, ob Natur- oder Designerkatzen, sie alle haben etwas gemeinsam. Es sind Raubtiere und Jäger. Es ist im genetischen Code der Katze festgeschrieben, dass sie sich von kleinen Beutetieren ernährt und bis zu 15 Mal am Tag auf die Jagd geht. Schauen wir uns an, wie Katzen frei leben, ob auf einem Bauernhof oder in Straßenkatzenkolonien, die Kitten bleiben lange bei der Mutter. Erst mit etwa einem halben Jahr sind die kleinen so weit, dass sie sich selbst ernähren können. Bis dahin lernen sie im Spiel mit den Geschwistern und durchaus auch an lebender Beute, die die Mutter mitbringt, das Jagen und Töten. Dieser Spieltrieb, der uns bei den Kitten so entzückt, ist in Wahrheit ein Grundbedürfnis der Katze, um die Ausbildung als Jäger abzuschließen. Geben wir die Kitten in Einzelhaltung oder auch zu sehr viel älteren Katzen, fehlt dem Kitten die Basis, um seine Grundbedürfnisse zu befriedigen.

➡️Unterm Strich bedeutet es eigentlich, dass jemand der auf Einzelhaltung eines Kitten besteht, von Katzen keine Ahnung und auch kein Verständnis für die Grundbedürfnisse des Tieres hat. So jemand sollte sich ein Stofftier kaufen. 🐻

©Angelika Rimbach

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