Ein Buch von Dr. med. vet. Kirsten Tönnies
Schlechte Tierärzte habe ich schon kennengelernt, aber die Mehrheit ist/war super. Meinen Haustierärztinnen und Haustierärzten brachte ich immer großen Respekt und Hochachtung entgegen. Den haben sie auch verdient.
Wenn ich einmal der Meinung war, Tierärzte müssten dem Tier verpflichtet sein, so sehe ich mich enttäuscht, wenn nicht fassungslos, nachdem ich das Buch von Kirsten Tönnies gelesen habe. Wie schlimm es um den deutschen Tierschutz von Funktionärsseite aus bestellt ist, habe ich nicht gewusst.
Ganz bewusst wird von Gremien, die (den Namen nach) für den Schutz der Tiere eintreten müssten, der Tierschutz torpediert. Und es wird nicht einmal deutlich, warum das so ist. Das einzige, und das ist meine eigene Meinung, was mir dazu einfällt ist Geltungsdrang. „Man“ möchte etwas gelten in der großen Blase der Tiernutzer, der Politik. Da negiert man schon mal Schmerzen, Leiden und Schäden der Tiere, ebenso wie ihre Eigeninteressen und behindert aktiv einen Ethikrat, der den Umgang mit dem Tier als Mitgeschöpf zum Besseren führen sollte.
Frau Tönnies beschreibt in anschaulicher Erzählweise und belegt ihre Aussagen auch durch entsprechende E-Mails, wie sie diskreditiert, verhöhnt und beschimpft und am Ende aus entscheidenden Gremien rechtswidrig ausgeschlossen wurde.
Warum? Weil sie sich für den Tierschutz und gegen Tierausbeutung eingesetzt hat.
Wer denn meint, es ginge nur um die Haltung und Behandlung landwirtschaftlich genutzter Tiere und der Tierversuche, der sieht sich getäuscht. Auch beim illegalen Welpenhandel versagen die Behörden gnadenlos. Nicht willens, Recht und Gesetz durchzusetzen. Die Gründe dafür bleiben im Dunkeln
Richtig grotesk wird es bei den Tierversuchsbefürwortern. Anstatt dem Gesetz Genüge zu tun und die Gremien paritätisch zu besetzen, sind es allesamt nur Tierärzte, die selbst in der Tierversuchsindustrie arbeiten, die die Anträge auf Tierversuche bearbeiten und meist auch stattgeben.
Es muss sich etwas ändern in Deutschland. Da diese Gremien auch die politischen Entscheidungsträger beraten, sollten die Vorstände der Gremien von Tierärzten besetzt sein, denen der Tierschutz am Herzen liegt. Das, was Tierärzte eigentlich verhindern sollten, wird von NGOs an die Öffentlichkeit getragen. Nach dem Skandal ist vor dem Skandal. Das ist der Zustand heute.
Grausame Tierversuche finden nach wie vor täglich statt, der illegale Welpenhandel läuft weiter, weil die Behörden und die Politik wegsehen.
Wer die Zusammenhänge verstehen will, für den ist dieses Buch ein Muss.
Aufgelockert wird es durch Berichte aus dem Praxisalltag. Die tun wirklich gut, denn was Frau Tönnies ansonsten beschreibt, ist belastend.
Meine Hoffnung ist, dass es die Öffentlichkeit aufrüttelt, dass es Rücktritte gibt und dass die, die jetzt ihren Anwalt anrufen wollen, um gegen die Autorin zu klagen, vielleicht einmal in sich gehen und sich fragen, ob sie nicht dazu beigetragen haben, was hier auf 480 Seiten öffentlich gemacht wurde.
Angelika Rimbach, Tierschutzaktivistin aus Oldenburg und Vorstandsmitglied bei mensch fair tier e.V.
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