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Kitten gefunden – was nun?

Außer in einem Wald mit Wildkatzenbestand, ist ein einzelnes Kitten immer ein Notfall, den man nicht ignorieren kann. Viele Menschen reagieren darauf mit Mitleid und nehmen die Aufgabe selbst in die Hand. Aufzuchtsmilch und Flaschen bekommt man heute in jedem gut sortierten Zoohandel und so schwierig kann das ja nicht sein …

Extrem viele Kitten sind auf diesem Weg aufgezogen worden und gut gemeint wurde das sicher von jedem Menschen, der es geschafft hat.

Aber wie verhält man sich richtig?

Zunächst handelt es sich um ein Fundtier, das gemeldet werden muss. Das sollte immer passieren. Man sollte das Tierheim und das Ordnungsamt informieren. Wenn es möglich ist, sollte man das Kitten dem Tierheim übergeben. Tierheime arbeiten sehr oft mit Pflegestellen zusammen, bei denen Katzen ihre Würfe aufziehen, oder die Fundkitten aufnehmen und aufziehen. Sie verfügen fast immer über die Sachkunde, die nötig ist und haben einen Tierarzt zur Seite.

Sollte das nicht möglich sein, findet man über die sozialen Medien fast immer einen Verein am Ort oder andere Helfer, die das Tier übernehmen können.

Ein Kitten sollte bitte niemals allein aufgezogen werden! Es braucht andere Kitten, durch die es lernt, mit denen es spielen kann. Für die mentale und soziale Entwicklung ist es außerordentlich wichtig, dass ein Kitten die Gesellschaft anderer Kitten hat und wenn möglich auch die einer Mutterkatze. Oft nehmen anderen Katzen ein Kitten auch an. Gibt es keine Mutterkatze, so ist die Gesellschaft anderer Kitten auch ausreichend.

Ein Mensch kann Artgenossen niemals ersetzen, auch ein Hund ist dazu nicht in der Lage. Alles Wichtige lernt ein Kitten durch seine Geschwister oder andere Kitten, mit denen es aufwächst. Sie lernen spielen, dabei auch Rücksicht zu nehmen, sie haben Partner zum Kuscheln und sie bilden Freundschaften, auch schon in diesem zarten Alter. Sie putzen andere und werden geputzt, diese Form des Sozialverhaltens kann ein Mensch nicht ersetzen.

Nicht selten werden aus Kitten, die allein aufgezogen worden sind, verhaltensauffällige Katzen oder Kater. Es ist später fast unmöglich sie zu vergesellschaften, sie spielen viel zu grob, machen in der Wohnung viel kaputt, vielleicht werden sie sogar unsauber, denn sie fühlen ein Defizit, mit dem sie nicht umgehen können. Lässt man solche Katzen raus, werden sie nicht selten zum Problem für andere Katzen, die draußen unterwegs sind und verdreschen sie.

Man hat mit seiner Liebe und dem Mitleid sicher ein Leben gerettet, aber man hat keinen Weg für ein glückliches Leben geebnet, sondern, um genau zu sein, einen sozialen und seelischen Krüppel geschaffen. Kitten brauchen mindestens 12 Wochen des Miteinander, bevor sie in ihre eigenen Familien kommen, in denen am besten ein Kitten im gleichen Alter wartet. Vielleicht kommen sie auch gleich zu zweien.

Es ist erschreckend, wie viele Seiten es im Internet gibt, die Ratschläge geben, aber auf keiner Seite wird erwähnt, wie wichtig andere Kitten für die Entwicklung des Kleinen ist. Ich werde hier sicher keine Ratschläge geben, wie man ein Baby aufzieht. Das einzige, das im Sinn des Tierschutzes getan werden muss, ist, eine Kittengruppe zu finden, die das Tier aufnehmen kann.

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