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Qualzucht

Diese Seite werde ich immer wieder aktualisieren müssen.

Das liegt zum einen daran, dass ich nicht jede Qualzucht, und leider gibt es einige, genau kenne, zum anderen liegt es daran, dass wissenschaftliche Erkenntnisse immer neue Fakten schaffen.

Die bekanntesten Qualzüchtungen bei den Katzen sind die kurznasigen Tiere, die unter Brachycephalie leiden.

https://www.uni-giessen.de/fbz/fb10/institute_klinikum/klinikum/kleintierklinik/Chirurgie/neurologie/Forschung/brachycephalie

Ein weiterer Aspekt, der nur selten Beachtung findet, ist die Fellpflege. Die Zunge der Katzen ist rau. Auf ihr befinden sich zahlreiche verhornte Papillen, die so hart wie Fingernägel sind. Zweckmäßig ist das natürlich nur bei Katzen mit Fell. Das Putzen dient der Reinlichkeit und dem Wohlbehagen und natürlich auch dem Belecken der Katzenwelpen. Man kann sich vorstellen, dass das Putzen bei den Kitten kein Wohlbehagen auslöst.

Es wird Zeit, die Probleme dieser Katzen im Ganzen zu betrachten und der Zucht dieser Katzen einen Riegel vorzuschieben.

Schnurrhaare werden auch als Organ bezeichnet, da sie direkt mit den Blutgefäßen verbunden sind. Schnurrhaare schützen das Gesicht der Katze und sind für die Jagd obligatorisch. Die Vibrissen zeigen der Katze genau an, in welcher Verfassung die Beute ist und wo sie zur Tötung der Beute zubeißen müssen. Die Wissenschaft bezeichnet daher alle Katzen mit fehlenden oder verkümmerten Vibrissen als Qualzucht.

©Michael Wright und Sally Waters, Die Katze, Mosaik Verlag GmbH ISBN 3-570-01310-3

Vibrissen sind für die Katze auch für die Kommunikation mit Artgenossen wichtig. Begegnen sich zwei Katzen, können sie an der Stellung der Schnurrhaare genau erkennen, in welcher Gemütslage die andere Katze ist. Ist sie entspannt oder auf Krawall gebürstet? Das sieht man der Katze an der Stellung der Vibrissen und der Ohren an.

Hinweisen möchte ich auf ein Urteil zur Zucht von Nacktkatzen („Canadian Sphynx“), das hier abrufbar ist: https://gesetze.berlin.de/bsbe/document/JURE150015722

Dieses Urteil enthält ein Gutachten, das selbsterklärend ist. Es wird erklärt:

„Die Tasthaare sind für den artgerechten Gebrauch der Katze zur Orientierung im Dunkeln, beim Aufspüren der Beute, zum Schutz der Augen und zur Aufnahme sozialer Kontakte unverzichtbar. Dies wird auch in verschiedenen Veröffentlichungen über Katzen betont. So heißt es auf www.tierfreund.de zu den Tasthaaren einer Katze: „Die Katze nimmt über die Tasthaare nicht nur Berührungen wahr, sondern sogar Luftströmungen. Auch vermitteln die Haare die Konturen eines Beutetieres, was für den Tötungsbiss im Dunkeln von entscheidender Bedeutung ist. Die Haare an den Vorderbeinen helfen beim Aufspüren der Beute im Dunkeln, da die Katze darüber kleinste Bodenerschütterungen und Luftströmungen wahrnehmen kann. Daneben nutzt die Katze die Tasthaare, um im Dunkeln nirgendwo gegenzustoßen und um abzuschätzen, ob eine Öffnung groß genug ist, um mit dem ganzen Körper hindurch zu passen.“ In „Was ist Was Band 59 – Katzen“, Nürnberg 2008, heißt es: „In völliger Dunkelheit sind die Schnurrhaare das wichtigste Sinnesorgan einer Katze. Sie dürfen daher auf keinen Fall gestutzt werden. Die bis zu 24 empfindlichen Fühler stehen zu beiden Seiten des Kopfes weit heraus und melden nicht nur leiseste Berührungen, sondern zeigen sogar die schwachen Luftwirbel an, die bei der Bewegung von Katzen an den Kanten von Gegenständen entstehen…Die Tasthaare schützen außerdem die Augen. Wenn irgendetwas die Fühler berührt, klappen sofort die Lider herunter.“ (S. 32) Die besondere Bedeutung der Tasthaare bei allen Katzen hebt zudem selbst Skupin im allgemeinen Teil seines Buchs „Sphynx – Die nackte Wahrheit“ hervor. Er führt hierzu aus: „Die Tasthaare sind an den Haarwurzeln…mit zahlreichen Nerven verbunden, von denen Signale ans Gehirn der Katze weitergeleitet werden. So können z. B. enge Stellen unabhängig vom Sehsinn der Katze ‚gemeldet‘ werden. Die Vibrissen sind bereits bei Neugeborenen voll entwickelt (im Gegensatz zum Seh- und Gehörsinn) was die Wichtigkeit dieses Sinnes gerade für die junge Katze zu verdeutlichen scheint.“ (S. 31 f.) Randnummer35

Bestätigt wird dies durch das sogenannte „Qualzuchtgutachten“ aus dem Jahr 1999, das seinerzeit im Auftrag des Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz (MLEV) erstellt worden war und als wichtige Quelle zur Gewinnung der „züchterischen Erkenntnisse“ herangezogen werden kann (vgl. Schreiben der damaligen Ministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Ilse Aigner, an den Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter – https://www.bdrg.de/mediaarchiv/grab_pic.php? id=110362-, ohne Fundstelle auch zitiert in Skupin, „Sphynx – Die nackte Wahrheit“, S. 63). In diesem Gutachten heißt es im besonderen Teil: „Tasthaare sind ein wesentliches Sinnesorgan für die Katze. Ihnen kommt vor allem im Dunkeln zur Orientierung Bedeutung bei, aber auch beim Fangen und Abtasten der Beute, beim Untersuchen von Gegenständen und bei der Aufnahme sozialer Kontakte“ (Qualzuchtgutachten BMLEV 1999, S. 46 oben). Randnummer36

Die herausragende Bedeutung und die Funktionen der Tasthaare bei Katzen als Sinnesorgan für den artgemäßen Gebrauch werden auch durch den vom Gericht bestellten Gutachter Dr. G…betont. Die Bedeutung der Tasthaare hat der Gutachter in seinem schriftlichen Gutachten (Seite 4) ausführlich erläutert und im Rahmen der Beweisaufnahme in der mündlichen Verhandlung ausgeführt: „Die Tasthaare haben nach meiner Einschätzung zwei Bedeutungen: Zum einen sind sie in ihrer sensiblen Funktion wichtig für die Orientierung bei dunklen Lichtverhältnissen und bei engen Durchgängen. Zum anderen dienen sie einer Verlängerung der Gesichtsmimik. Mit den Tasthaaren kann eine Katze ihre Stimmungen ausdrücken wie beispielsweise auch durch das Schwanzschlagen. Bei einer Nacktkatze ist der Gesichtsausdruck weniger ausgeprägt als bei behaarten Katzen.“ (Sitzungsprotokoll, Seite 2). Diese überzeugenden Ausführungen macht sich die Kammer zu Eigen. Sie werden durch das von der Klägerin vorgelegte „Gegengutachten“ des Dr. W… vom 24. September 2001 nicht substantiiert in Frage gestellt. Dessen Ausführungen (z. B.: „Für die Orientierung im Dunkeln sind die Tast- oder Sinushaare fast unwichtig, da Katzen sonst im Dunkeln gegen Wände und Gegenstände laufen würden, da die Tast- und Sinushaare erst im Nachbereich bei Berührung wirken.“) sind vor dem Hintergrund der o.g. Feststellungen und Erläuterungen der sonstigen züchterischen Veröffentlichungen und Erkenntnisse nicht überzeugend. Im Übrigen hat Herr Dr. S… in einer aktenkundigen Stellungnahme vom 19. November 2014 gegenüber dem Beklagten seine gutachterlichen Ausführungen wegen inzwischen fortgeschrittener Forschung zu Sinnesorganen bei Säugern selbst in Zweifel gezogen.“


Als Qualzucht bezeichnet werden die Faltohrkatzen, auch Scottish Fold genannt, da bei diesen Katzen die Ohren nach vorn gefaltet sind. Das dafür verantwortliche Gen ist leider auch verantwortlich für die Osteochondrodysplasie, kurz OCD genannt, die leider den ganzen Körper in Mitleidenschaft zieht. Die OCD erzeugt Verformungen der Knorpel und des Skeletts. Schmerzen und starke Behinderungen sind die Folge. Oft müssen diese Katzen noch in jungen Jahren eingeschläfert werden.

Birgitta Kuhlmey hat auf ihrer Seite Katzengenetik.com eine gute Zusammenfassung zur Scottish Fold erstellt. https://www.katzengenetik.com/scottish-fold-ocd-tests/

Sie ist sehr empfehlenswert, wenn man sich über die Thematik genauer informieren will.

Ansonsten ist die Datenbank QUEN geeignet, sich ein Bild über Qualzucht zu machen. Leider ist sie noch nicht vollständig.

Die Datenbank des Qualzuchtprojektes ist inzwischen online:

https://qualzucht-datenbank.eu/qualzucht-datenbank/?sort_order=title+asc

Qualzüchtungen bei Katzen sind:

• Katzen ohne Nasen (Perser des extremen Typs und Exotic Shorthair)

• Scottish Fold, Dwelf, Elf

• Katzen ohne, oder mit verkümmerten, unbrauchbaren Schnurrhaaren (Sphinx-Katzen, Peterbald, Devon Rex, Selkirk Rex, Cornish Rex, Levkoy)

• Munchkin, Bambino (Katzen mit kurzen Dackelbeinen)

• gezielte Weißzucht/Verpaarung reinweißer Katzen

• Manx (Katzen ohne Schwanz)

• Züchtungen von Katzen mit blauen Augen, ohne oder nur wenig Weißanteil, (keine Pointkatzen wie Siam, Thai, Ragdoll oder Neva Masquerade, Heilige Birma). Neuerdings werden Katzenrassen mit einem Gendefekt gezüchtet, um blaue Augen zu erzeugen mit bisher unbekannten Folgen. Maine Coon, British Kurzhaar, Bengal, Nacktkatzen. Zu befürchten steht Taubheit oder eingeschränktes Hörvermögen, Waardenburgsyndrom

Ich zitiere Lorz/Metzger Tierschutzgesetz 7. Auflage  Kommentar 2019

§11b (Qualzüchtung)

  • Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen zu verändern, soweit im Falle der Züchtung züchterische Erkenntnisse oder im Falle der Veränderung Erkenntnisse, die Veränderungen durch biotechnische Maßnahmen betreffen, erwarten lassen, dass als Folge der Zucht oder Veränderung
  • Bei der Nachzucht, den biotechnisch veränderten Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt Körpereile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder
  • Bei den Nachkommen
  • Mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten,
  • Jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
  • Die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.
  • Die zuständige Behörde kann das Unfruchtbarmachen von Wirbeltieren anordnen, soweit züchterische Erkenntnisse oder Erkenntnisse, die Veränderungen durch biotechnische Maßnahmen betreffen, erwarten lassen, dass deren Nachkommen Störungen oder Veränderungen im Sinne des Absatzes 1 zeigen werden.

In der Thematik der Qualzucht wird ja oft von Leiden gesprochen. Im TierSchG (Lorz/Mezger) wird Leiden als etwas beschrieben, als alles das, was von dem Begriff Schmerz nicht erfasst wird, und das Tier dennoch beeinträchtigt.

„Der im Tierschutzrecht verwendete Begriff ‚Leiden’ ist ein eigenständiger Begriff dieses

Rechts und entstammt nicht der Human- oder Veterinärmedizin, die von Leiden meist im

Sinne einer chronischen Erkrankung sprechen. Leiden gemäß dem Tierschutzrecht werden

definitionsgemäß durch „der Wesensart des Tieres zuwiderlaufende, instinktwidrige und vom

Tier gegenüber seinem Selbst- und Arterhaltungstrieb als lebensfeindlich empfundene Einwirkungen

und durch Beeinträchtigungen seines Wohlbefindens verursacht“ (VGH Mannheim,

1994).

Erfreulich ist, dass sich im Bereich der Qualzucht eine Menge tut. So wurde mithilfe der Berliner Tierärztekammer das Qualzuchtprojekt ins Leben gerufen. Dies ermöglicht bald eine genauere Nachverfolgung von Qualzuchten bei Heim- und Nutztieren und ist ein guter Leitfaden für Amtsveterinäre.

https://www.tieraerztekammer-berlin.de/qualzucht/quen.html

Ein richtungsweisendes Gutachten zu § 11b Tierschutzgesetz wurde von der Tierärztekammer Berlin in Auftrag gegeben und wirft ein völlig neues Licht auf dieses Thema. Es wird auch deutlich, dass Amtsveterinäre, Zuchtvereine, Aussteller und sogar unter Umständen Tierärzte sich strafbar machen können, wenn sie eine Qualzucht dulden oder sogar möglich machen.

Die Tierärztekammer Berlin bezieht seit 2015 schon Stellung gegen Qualzucht.

Auf ihren Seiten befinden sich auch Downloads zur Tierethik, zu oben angebotenem Rechtsgutachten und viele Informationen mehr.

https://www.tieraerztekammer-berlin.de/qualzucht.html

Die Rechtsgutachten befinden sich hier: https://qualzucht-datenbank.eu/gutachten/

Das ergänzende Rechtsgutachten zum Paragrafen 11 b steht seit einiger Zeit zur Verfügung und stellt klar, dass auch Vereine und Verbände sich mitschuldig machen, wenn sie Qualzucht ermöglichen (Ausstellungen, Stammbäume), ebenso Richter.

Dass ich mittlerweile die Vereinszucht auch kritisch betrachte, dürfte inzwischen kein Geheimnis mehr sein. Unter diesem Link habe ich zusammengetragen, was ich kritisiere. https://www.gentle-creek.de/2023/02/23/die-katzenzucht-im-verein-und-alles-ist-gut/

Die Merkblätter von QUEN

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